John Faul übernimmt mit 26 Jahren nach Abschluss seiner Bootbauerlehre seinen Lehrbetrieb in Zürich-Riesbach und hätte sich wohl nie gedacht, dass daraus eine grosse und leistungsstarke Werft mit zwei Standorten am Zürichsee wird.
Anfangs 1900 eröffnet er eine Werft in Wollishofen, wo heute die Zürcher Schifffahrtsgesellschaft zuhause ist.
Der Platz wird ihm aber schnell zu eng, so dass er 1914 in Horgen eine neue und fünfmal grössere Werft baut. Dort betreibt er dann nicht nur eine Bootsbauerei sondern auch eine Autowerkstatt.
Während des 1. Weltkriegs sind Motoren Mangelware. Daher steigt John kurzerhand auf den Bau von Segelbooten um.
Das Angebot bei Faul in der Nachkriegszeit für eine Werft in der "kleinen Schweiz" ist eindrucksvoll: Von Seekreuzern für Nordseefahrten über 16 Meter lange Motoryachten und Keuzeryachten mit 75-PS-Motoren bis hin zu Passagierbooten, Schleppbooten und vielem mehr.
Im 2. Weltkrieg muss John erneut auf Segel setzen: 1941 baut die Werft 49 sogenannte Piraten, Einheitsjollen mit 10 m2 Segelfläche, die ersten 14 Stück für den Zürcher Yacht Club. Zum Bauprogramm gehörten ausserdem der Lacustre, der skandinavische 15er, die Starboote sowie die 4 m R-Yachten.
Nach dem Tod von John am 8. März 1945 übernehmen seine drei Söhne das Steuer.
Hans arbeitet als Zeichner und Konstrukteur im Familienbetrieb, Ernst macht sich selbstständig und baut in Erlach am Bielersee seine eigene Werft auf.
Franz lernt zuerst Mechaniker in den Saurer-Werken und bei Hispano in Paris. Später übernimmt er mit Hans zusammen die Leitung der Familienwerft.
Kurz darauf der nächste Generationenwechsel: Hans verstirbt 1953 und Franz zieht sich nur einige Jahre später aus gesundheitlichen Gründen zurück und übergibt den Betrieb seinen beiden Söhnen Franz II und Hanspeter.
Anfang 1970er Jahre entschliessen Hanspeter und Franz II schweren Herzens, infolge der Weltwirtschaftskrise den Bau von Holzbooten aufzugeben. Sie führen dafür die günstigeren und pflegeleichteren GFK-Boote ein, die immer beliebter werden.
Noch heute sind viele der Swiss-Craft-Boote mit ihren stolzen Besitzern unterwegs und gelten als Zeitzeugen der Schweizerischen Bootsbauerkunst am Zürichsee.
Ein weiteres wichtiges Kapitel wird 1973 mit der Eröffnung der Seedamm-Marina in Pfäffikon SZ aufgeschlagen. Was als kleine Zweigstelle begonnen hat, ist heute ein zweiter, eigenständiger Werftbetrieb.
Die Umstellung von Produktion auf Import von Motorbooten sowie die erhöhte Nachfrage nach Standplätzen und zusätzlichen Dienstleitungen verlangen nach einem Umbau. 1989 weicht die alte Werft einem komplett neuen Betrieb mit moderner Werkstatt und Service-Einrichtungen und Bootsplätzen.
1991 übernehmen Franz III und Urs als 4. Generation das Steuer. Ihr Vater Franz II tritt per Ende 2003 nach über 50 Jahren Berufstätigkeit seinen Ruhestand an und zwei Jahre später folgt ihm auch sein Bruder Hanspeter.
Die familiäre Leidenschaft für Holzboote wird auch heute noch gelebt: Obwohl die Werft selber keine Boote mehr baut, ist das Know-How vorhanden und so ist sie für aufwändige Renovierungen sowie umfassende Überholungen bestens gerüstet. Auch wird das Archiv der Eigenmarke Swiss Craft nach wie vor sorgsam geführt und laufend aktualisiert.
Per Ende 2020 lässt sich Urs frühpensionieren und Philip, Sohn von Franz III und seit 2016 im Betrieb, übernimmt seit Januar 2021 die Geschäftsleitung fliessend. Derweil schaut ihm sein Vater noch gerne über die Schulter, mischt sich aber kaum in die Alltagsgeschäfte ein. Ergänzend bietet Kathrin, Ehefrau von Franz IIII (Philips Bruder), in den Bereichen Marketing und Administration Unterstützung.
Heute steht die Faul Bootswerft für über 125 Jahre Know-How und einen Familienbetrieb mit Tradition. Und nicht zuletzt für eine moderne Werft mit allen Dienstleistungen rund ums Boot.